PREISTRÄGERIN 2023
Stiftung Elternsein Zürich | Hauptpreisträger
Innovative Elternbildung
Paradies-Stiftung ehrt Stiftung Elternsein und Ellen Ringier
Die Zürcher Paradies-Stiftung für soziale Innovation hat am 30. Oktober 2023 an einem Festakt im Zunfthaus zur Schmiden zum achten Mal ihren Preis in Höhe von 150 000 Franken verliehen.
Im Zentrum stand dieses Jahr das Thema «Innovation in der Elternbildung». In seiner Begrüssungsrede betonte der Zürcher Regierungspräsident Mario Fehr die Bedeutung einer gezielten inhaltlichen Unterstützung der Eltern in ihren anspruchsvollen Erziehungsaufgaben. Mario Fehr bezeichnete eine den heutigen Bedürfnissen angepasste Elternbildung als wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche soziale Integration der Kinder und Jugendlichen in unsere Gesellschaft.
Der diesjährige Preis ging an die Stiftung Elternsein, die von der Juristin Ellen Ringier vor 22 Jahren gegründet wurde und die seither Eltern und interessierten Erziehungsfachleuten mit lösungsorientierten und praktisch anwendbaren Antworten bei Erziehungs- und Bildungsfragen begleitet. Neben dem bekannten und erfolgreichen Elternmagazin Fritz + Fränzi, das die Stiftung monatlich herausgibt, ist sie auch mit einem umfassenden Onlineangebot und mit regelmässigen Elternveranstaltungen präsent.
Gewürdigt wurde an diesem Abend aber auch das Lebenswerk der Verlegerin Ellen Ringier. Dazu Stiftungsratspräsident Urs Lauffer: « Ellen Ringier ist seit Jahrzehnten auf bewundernswerte Art in der öffentlichen Debatte präsent. Und das nicht nur mit ihrer Stiftung, welche die Elternbildung hierzulande auf ein neues Niveau gehoben hat. Ellen Ringier setzt sich mit klaren Worten, vor allem aber mit Taten für all jene in unserer Gesellschaft ein, die es nötig haben: für Kinder und Jugendliche, für Minderheiten, für sozial Schwächere. Ihr unermüdlicher Einsatz gilt aber auch der zeitgenössischen Kunst. Sie kämpft gegen Vereinfachungen und für faire Diskussionen. Ellen Ringier hat während vieler Jahre zahlreichen Menschen Wertvolles gegeben. Es ist an der Zeit, ihr dafür mit unserem Preis zu danken!»
Die Paradies-Stiftung für soziale Innovation wurde im Herbst 2008 vom Zürcher Un-ternehmensberater Urs Lauffer gegründet und verfügt über ein Organisationskapital von über zwei Millionen Franken. Die Stiftung bezweckt die Förderung innovativer Lösungen im Sozialbereich und verleiht dazu alle zwei Jahre einen oder mehrere Anerkennungspreise im Gesamtbetrag von 150 000 Franken.
Im Herbst 2009 vergab die Stiftung erstmals ihren Preis. Ausgezeichnet für ihre Leistungen im Bereich der Arbeitsintegration wurden damals die IPT Intégration Pour Tous (Vevey) und die Stiftung für Arbeit (St. Gallen).
2011 anerkannte sie die Tätigkeit innovativer Selbsthilfeorganisationen.
2013 zeichnete die Stiftung Institutionen aus, welche in der Förderung der Lebensqualität alter, behinderter Menschen führend sind. Der Hauptpreis ging an die Martin Stiftung in Erlenbach.
2015 würdigte sie das Lebenswerk des Aids-Pioniers Prof. Dr. med. Ruedi Lüthy.
2017 ging der Hauptpreis an Michael Schmieder für seine langjährige Arbeit mit dementen Menschen. Ausgezeichnet wurde auch das Zentrum Wiitsicht in Grabs.
2019 förderte die Stiftung private Organisationen, die sich für eine bessere Integration von Asylsuchenden einsetzen.
2021 ging der Hauptpreis an die Winterhilfe Schweiz für ihre Arbeit während der Corona-Pandemie.
PREISTRÄGER 2021
Winterhilfe Schweiz, Zürich | Hauptpreisträger>
Festrede: Preisverleihung der Paradies Stiftung 25. Oktober 2021
LAUDATIO FÜR DEN GEWINNER DES HAUPTPREISES: DIE WINTERHILFE
Liebe anwesende Gäste,
Als ehemalige Direktorin eines Hilfswerks der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe erlaube ich mir, diese Laudatio für eine altehrwürdige NGO, wie es die Winterhilfe ist, und diese besondere Plattform hier zu nutzen, um den Versuch zu wagen, mit drei weit verbreiteten „Irrtümern“, Fehleinschätzungen oder Missverständnissen aufzuräumen.
Hie und da hört man von Freund*innen und Bekannten, dass sie ihre Spenden vorzugsweise nicht einer mittelgrossen oder grossen Organisation zukommen lassen wollen, sondern lieber in ein Kleinstprojekt investieren, das von Leuten, die man persönlich kennt, irgendwo auf der Welt initiiert worden ist. Der erste „Irrtum“ bezieht sich deshalb auf den Satz „im Gegensatz zu irgendwelchen NGOs kommt hier jeder Franken vor Ort an.“ Ich halte das für eine Fehleinschätzung, denn damit eine Investition effektiv nachhaltig sein kann, braucht es auf jeden Fall eine sorgfältige Situations- und Bedarfsanalyse – und diese ist nicht gratis zu haben. Ebenso wenig wie eine objektive und umfassende Wirkungsanalyse. Und auch bei NGOs gilt, was in jedem andern Unternehmen ebenfalls zählt: Für professionelles Handeln braucht es eine saubere Administration und Finanzkompetenz, adäquate IT und IT Sicherheit, professionelle HR Prozesse und ständige Weiterbildung des Personals. Es braucht eine Treuhandfirma und es braucht Qualitätssicherung und Risikomanagement. Und all das lässt den Spendenfranken zwar schrumpfen, aber es trägt dazu bei, dass der investierte Franken optimal zum Tragen kommt. Und seriöse NGOs sind in der Schweiz der ZEWO angeschlossen, welche kontrolliert, dass die Aufteilung des Spendenfrankens in einem guten Gleichgewicht zur eigentlichen Wirkung vor Ort bleibt, aufgrund von gesamtschweizerischen Benchmarks. Und wenn sich Leute daran stören, dass NGOs auch Geld fürs Fundraising ausgeben, dann muss ich darauf hinweisen, dass eine Organisation, so vertrauenswürdig und seriös sie auch ist, wie zum Beispiel unsere Hauptpreisträgerin, die Winterhilfe, ihre Arbeit ohne Spendengelder nicht verrichten kann. Und ohne Fundraising gibt es nun mal keine Spenden!
Eine zweite Fehleinschätzung lässt sich mit dem Satz umreissen: „Lieber einmal klotzen als immer kleckern.“ Gerade die etwas finanzkräftigeren Geldgeber*innen wünschen sich oftmals Projekte, die man mit einem grossen Betrag in drei Jahren zum Abschluss bringen kann, so, dass die Welt danach anders aussieht. Gerade bei der Direkthilfe, aber natürlich auch bei kleineren und grösseren Projekten im In- und Ausland sind die beiden Faktoren Geld und Zeit unmittelbar miteinander verknüpft: Gibt man sich die Zeit für eine saubere und solide Strukturarbeit, so können nachhaltige Veränderungen manchmal mit wenig Geld im richtigen Moment erreicht werden. Eben: Im richtigen Moment! Natürlich ist nichts einzuwenden gegen kurzfristige Finanzspritzen, aber wirkliche Veränderungen brauchen eben ihre Zeit. Sei das nun auf einem andern Kontinent oder bei uns. Und ich möchte einfach darauf hinweisen, dass die Harmonisierung des Schulwesens in der Schweiz auch nicht einfach ein Dreijahresprojekt ist!
„In der heutigen Zeit braucht es ausschliesslich Innovation um zu bestehen!“ – soweit die dritte Fehleinschätzung. Weshalb „Fehleinschätzung“? Gerade die Paradies Stiftung steht ja für „soziale Innovation“! Aber es gibt eben auch Axiome in der nationalen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Es gibt – nebst spannenden innovativen Ansätzen – auch das Wissen und die Beständigkeit von Altbewährtem. Deshalb sollten kurzfristige Projektfinanzierungen nicht automatisch den Investitionen in die laufende Arbeit vorgezogen werden. Gerade die Winterhilfe zeigt uns eindrücklich, dass bewährte Ansätze sehr wohl sehr wirkungsvoll sein können. Und gleichzeitig zeigt sie, dass auch Altbewährtes ständige Weiterentwicklung braucht und davon lebt.
Und so sind wir mitten im Kern dieser Laudatio! Ich hätte mich sicher nicht erdreistet zu diesem allgemeinen Exkurs, wenn nicht gerade die wertvolle Arbeit der Winterhilfe sehr viel mit all dem zu tun hätte. Denn unsere Hauptpreisträgerin ist alles andere als eine „alte Tante“ im Gesamtbild der Schweizer NGOs!
Noch vor Beginn der Pandemie waren in der Schweiz 8.7 % der Menschen von Armut betroffen. Dass durch Corona dieser Bevölkerungsanteil noch grösser wurde, ist ganz offensichtlich. Die Winterhilfe verstärkte denn auch ihr Engagement mit den bewährten Elementen
- Soforthilfe wie auch nachhaltige Hilfe für von Armut betroffene Menschen
- Direkte wie auch indirekte Unterstützung von Projekten
- Drehscheibe und Triagefunktion mit dem Ziel, dass Menschen in Not der Zugang zu Hilfe und Unterstützung ermöglicht wird, wenn nicht direkt von der Winterhilfe, dann über andere Kanäle
Und all dies schafft die Winterhilfe auch dank Partnerschaften und Kooperationen mit andern Organisationen und Stiftungen, wie zum Beispiel die Glückskette, die Roger Federer Foundation oder eben auch die Texaid.
In der über 85-jährigen Geschichte der Winterhilfe, seit ihrer Entstehung während der weltweiten Wirtschaftskrise der 30-er Jahre, kamen immer die gleichen bewährten Massnahmen zur Unterstützung von Menschen in Not zur Anwendung. Ursprünglich ging es nur um eine Sammelaktion im Winter 1935/36. Und trotz Krise spendete damals die Schweizer Bevölkerung eindrückliche 1.1 Millionen Franken, welche niederschwellig und unbürokratisch für Direkthilfe zugunsten der Ärmsten eingesetzt wurden. Aus der einmaligen Sammelaktion entstand dann am 23.10.1936 die Idee für einen Verein. Und auch wenn der Grundsatz der niederschwelligen und unbürokratischen Hilfe seither erfolgreich beibehalten wurde, so ist die Winterhilfe nie stehen geblieben. Sie schaffte es in eindrücklicher Weise, aufgrund der Armutsbedrohung durch die Pandemie ihre Leistungen (und ihre Strukturen) so hochzufahren, so dass 50‘000 Menschen auf die Unterstützung der Winterhilfe zählen durften: Menschen erhielten Nahrungsmittel und Kleider, Kinder wurden unterstützt und Rechnungen wurden, zur Vermeidung von Überschuldung, von der Winterhilfe übernommen. 400 Freiwillige, aber auch die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen machten diese Meisterleistung möglich. Und deshalb ist die Winterhilfe ohne alle Zweifel eine sehr würdige Preisträgerin heute Abend. Und es freut mich ausserordentlich, wenn die Paradies Stiftung nicht nur diese konstante, verlässliche, schweizweit tätige Traditions-Organisation heute Abend auszeichnen darf. Es freut mich, wenn dieser Hauptpreis auch dazu dient, allen Beteiligten, den Angestellten und den Freiwilligen wie auch dem Vorstand, unsere Anerkennung, unseren Dank und unseren Respekt auszudrücken. Und ich hoffe, dass es mit diesem Preis zudem gelingt, ein etwas breiteres Publikum auf die äusserst wirkungsvolle und wichtige Arbeit der Winterhilfe aufmerksam zu machen.
Esther Maurer, Mitglied des Stiftungsrats der Paradies Stiftung
19. Nov.2021
| www.winterhilfe.ch/ »
Georg Raguth, Alters- und Pflegeheim Risi, Wattwil | Anerkennungspreisträger
Rede von Nationalrat Andri Silberschmidt anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation am
25. Oktober 2021 in Zürich
Sehr geehrter Herr Stiftungsratspräsident, lieber Urs
Sehr geehrter Herr alt Bundesrat
Geschätzte Preisträgerinnen und Preisträger
Sehr verehrte ehemalige und aktuelle Amts- und WürdenträgerInnen
Liebe Anwesende
Wer an Innovation im Zusammenhang mit der Corona Pandemie denkt, dem kommt wahrscheinlich schnell die sehr rasche und erfolgreiche Erforschung verschiedener Impfstoffe oder auch unzählige Online-Dienstleitungen in den Sinn, welche seit knapp zwei Jahren Hochkonjunktur haben. Die Pandemie hat die Welt und mit ihr den Alltag aller Menschen auf den Kopf gestellt. Gewiss waren die Herausforderungen für jede und jeden gross und vielfältig. Sie lassen sich nicht miteinander vergleichen. Eines ist dennoch klar: Unmittelbar waren die Personen gefordert, deren Arbeitsalltag vom Kontakt mit Menschen geprägt war, welche vom Coronavirus besonders gefährdet waren und bis heute sind. Die Alters- und Pflegeheime wurden so von heute auf morgen zu einem Ort, wo Schutzmassnahmen besonders wichtig waren.
Massnahmen wie Besuchs- und Ausgehverbote hatten grosse, psychische Auswirkungen zur Folge. Um den Kontakt wenigstens beschränkt aufrecht zu halten, war die Umstellung auf Skype oder Facetime technisch zwar möglich, aber nicht alle wollten sich mit dem Gespräch durch den Bildschirm anfreunden. Dies führte zu erhöhter Einsamkeit – und einem hohen Innovationsbedarf.
Um diese Problematik war sich Georg Raguth schnell bewusst. Herr Raguth leitet seit über 10 Jahren das Alters- und Pflegeheim Risi in Wattwil. Watt was? Die Gemeinde Wattwil liegt am Fusse des Tweralpspitz in der Region Toggenburg im Kanton St. Gallen. Sie hatte, zusammen mit dem Alters- und Pflegeheim Risi in Person von Georg Raguth zu Beginn der Pandemie positive Schlagzeigen über die Kantons- und Landesgrenze gemacht.
Herr Raguth hat sich währende dem Lockdown die Haare gefärbt oder auch zum Teil abrasiert. (Ehrlich gesagt kann ich mir das nicht so gut vorstellen, aber lassen wir das.) Die etwas eigenartige Frisur hatte weniger mit dem Fehlen eines Coiffeurs zu tun gehabt, sondern mehr damit, dass er die über 100 Bewohnerinnen und Bewohner unterhalten wollte. Er tat dies auch, indem er morgens um 9 Uhr alle zusammenrief, um Corona-Geschichten zu erzählen. Beides waren Massnahmen, um der zunehmenden Einsamkeit und Abschottung entgegenzuwirken. Doch nur wegen einer schrägen Frisur gewinnt man nicht den Preis der Paradies Stiftung für soziale Innovation.
Eines Abends im April 2020 kam Georg Raguth auf die Idee, eine Besucherbox zu installieren, welche den auswärtigen Gast mit einem Plexiglas von der Bewohnerin trennt respektive sich beidseitig geschützt hat. Die Idee kam ihm nach eigener Aussage aufgrund von Krimifilmen, wo der Täter im Gefängnis auch auf eine Besucherbox getroffen ist. In diesem Falle kann man sich den Täter als Virus vorstellen, der durch das Plexiglas vom Alters- und Pflegeheim ferngehalten wurde. Die Idee wurde innert 24 Stunden umgesetzt und hat schnell für Schlagzeilen gesorgt. Die Schlagzeilen waren nicht geplant, aber halfen dabei, dass die Besucherboxen inklusive Anleitung von Georg Raguth in verschiedenen Alters- und Pflegeheimen im In- und Ausland nachgeahmt wurden. Nicht zuletzt auch im eidgenössischen Parlament, wo wir in den letzten 12 Monaten mit Plexiglas voneinander getrennt waren. Böse Zungen würden behaupten, das sei auch logisch, da das Parlament auch in die Kategorie Altersheim gehöre…
Wer innoviert, braucht Mut, etwas zu wagen, was andere noch nicht getan haben. Man muss anpacken, gerade in einer Zeit, in der viele in einer Art Schockstarre waren. Eine Innovation ist – zumindest mit der Zeit - auch einfach zugänglich, so dass immer mehr Leute von ihr profitieren können. Das macht eine Innovation auch sozial. Und: Innovation bedingt unternehmerisches Denken und Handeln.
Georg Raguth steht stellvertretend für viele engagierte Menschen in der Schweiz, welche in der Pandemie nicht auf Anordnung des Bundesrates im Home-Office ihre Geschäfte erledigen konnten, sondern – ganz im Gegenteil – an der Front im Einsatz waren. Auch dank Menschen wie ihm haben viele ältere Menschen den Kontakt nach aussen nicht verloren. Wer Zeitungsberichte über die verschiedenen Taten von Georg Raguth liest, mag denken, er habe auf alles eine Antwort. Doch dann kam das Thema Impfen und der Fakt, dass sich zu Beginn nur 25% seiner Angestellten impfen lassen wollten. Dies machte ihn Ratlos. Doch anstelle mit Befehlen zu agieren, hat er mit seinen Mitarbeitenden runde Tische organisiert und das Gespräch gesucht, um den Sorgen auf den Grund zu gehen.
Georg Raguth beschreibt seine Bewohnerinnen und Bewohner als Blumen. Wenn sie sich im Alters- und Pflegeheim Risi zurückziehen, sollen sie aufgehen wie eine Blume. Dies, indem sie auf die verschiedenen Bedürfnisse der Menschen eingehen. Damit schaffe man Heimat.
Die soziale Innovation von Georg Raguth hat Menschen vor dem Virus und der Einsamkeit geschützt hat. Herr Raguth erhält dafür den Anerkennungspreis der Paradies Stiftung im Wert von CHF 25'000.
| www.aphrisi.ch/home/»
Sans Papier Anlaufstelle, Zürich | Anerkennungspreisträger
Rede von Stadtrat Raphael Golta anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation am 25. Oktober 2021 in Zürich
Sehr geehrter Herr Stiftungsratspräsident, geschätzte aktuelle und ehemalige Amts- und Wüdenträgerinnen und -träger
Wenn es irgendeine Zeit gibt, in der wir "soziale Innovationen" von privaten Organisationen zu würdigen haben, dann sicher für die Phase der Corona-Pandemie. Dies zeigt nur schon die heutige Vielfalt an Preisträgerinnen und Preisträgern.
Während der Corona-Pandemie ging es im Sozialbereich nicht anders als "innovativ". In normalen Zeiten befassen wir uns meist mit neuen Lösungen für bestehende Probleme, aufgrund der Pandemie mussten wir plötzlich Lösungen für komplett neue Problemlagen finden.
Das Ganze musste ausserdem auch noch wahnsinnig schnell gehen. Denn die Not vieler Menschen war gerade zu Beginn der Pandemie von heute auf Morgen riesengross gewesen.
In dieser heissen Phase der Pandemie haben zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen mit ihren Initiativen Lücken gefüllt, die der Staat nicht oder zumindest nicht sofort selber füllen konnte. Diese Organisationen waren nah dran an den Problemen und haben uns auch gezeigt, wo Handlungsbedarf besteht.
Die Sans-Papiers Anlaufstelle SPAZ hat in der Zeit einen enorm wichtigen Beitrag geleistet!
Weil so viele Sans Papiers ihre Einkommensquellen verloren hatten und quasi über Nacht vor dem Nichts gestanden sind. Und weil das Klientel der SPAZ aufgrund ihres fehlenden Aufenthaltsstatus eben keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen können.
Die Not war gross. Und die Leistung der SPAZ entsprechend ebenso.
Die Verantwortlichen haben die notwendigen Gelder beschafft – durch Spenden, Stiftungen oder auch durch städtische und kantonale Mittel – und dafür gesorgt, dass auch Sans-Papiers ihre Wohnungen halten und ihre Familien mindestens ernähren konnten.
Aber die Pandemie hat nicht ausschliesslich neue Probleme hervorgebracht, teils wurden auch bestehende Herausforderungen durch die Pandemie erst richtig sichtbar. Und hier muss auch der Staat seine Lehren aus der Pandemie ziehen. Nicht aus der Überzeugung heraus, dass der Staat alles machen kann, aber weil der Staat einiges besser machen kann.
In prekären Umständen haben Sans Papiers auch schon vor der Pandemie gelebt. Mit dem ersten Lockdown wurde es für die meisten ohne finanzielle Rücklagen einfach ziemlich schnell existenzbedrohend.
Die SPAZ hat in dieser Ausnahmesituation das getan, was sie auch in normalen Zeiten am besten kann: Sich um diejenigen kümmern, die sonst keine Hilfe bekommen.
Hilfe für die Menschen, die zwar mitten unter uns leben. Die man aber nicht sieht, weil sie um keinen Preis auffallen dürfen. Weil ihre Existenz unmittelbar davon abhängt, dass sie unsichtbar sind und bleiben.
Die SPAZ bietet diesen Unsichtbaren einen sicheren Raum, in dem sie endlich sichtbar werden dürfen. Wo sie Hilfe und Unterstützung finden. Ohne Verurteilung und vor allem ohne Sorge vor migrationsrechtlichen Konsequenzen.
Denn auch wenn das Schweizer Migrationsrecht die Existenz von papierlosen Menschen in unserem Land nicht vorsieht und ihre Not deshalb ignoriert, sind Sans-Papiers eine Realität.
Wichtig ist: Die Sans-Papiers wurden nicht von der SPAZ ins Land geholt. Sie sind – oftmals schon vor Jahren und Jahrzehnten – in unser Land gekommen. Auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Arbeit und Einkommen. Eingestellt wurden sie als Haushaltshilfen durch "Ihre" Nachbarn, geschätzte Anwesende. Beschäftigt wurden sie durch Gastronomiebetriebe und andere Arbeitgeber. Die Aussicht auf ein Leben im Verborgenen, ohne Papiere und ohne Rechte, hat sie davon nicht abgehalten. Mittlerweile sind diese Menschen in unserer Stadt verankert, ihre Kinder gehen mit unseren Kindern zur Schule.
An dieser Stelle geht die Intention des Bundesgesetzes eben nicht auf. Es gibt keine einfachen Lösungen für das Problem. Aber die Realität müssen wir anerkennen.
Es ist darum wichtig und richtig, dass die SPAZ diesen Menschen nicht nur in solchen Krisenzeiten, wie wir sie jetzt gerade erleben, Unterstützung bietet.
Und dass uns die SPAZ diese Realität immer wieder vor Augen führt – und die Betroffenen aus der Unsichtbarkeit holt.
Für dieses Engagement danke ich der SPAZ von ganzem Herzen!
| www.sans-papiers-zuerich.ch »
PREISTRÄGER 2019
Gemeinsam Znacht, Zürich | Hauptpreisträger
Rede von Nationalrat Andri Silberschmidt anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation am
11. November 2019 in Zürich
Sehr geehrter Herr Stiftungsratspräsident
Sehr geehrte Damen und Herren Preisträgerinnen und Preisträger
Geschätzte Würderträgerinnen und Würdeträger
Liebe Gäste
Vor drei Jahren und neun Tagen hat «Gemeinsam Znacht» das erste Mal meine Wohngemeinschaft mit einem geflüchteten Paar aus Afghanistan miteinander verbunden. Als eingetragener Gastgeber für ein gemeinsames Abendessen bekam ich detaillierte Informationen über Arman Jamal, der sich zusammen mit seiner Frau als Interessent eingetragen hat, sich zu Fremden – hierzulande Einheimischen – zum Abendessen einzuladen. Seine Erreichbarkeit sei nachmittags besser, da er morgens zur Schule gehe. Und ich solle doch die Anleitung zur Kontaktaufnahme, wie auch die Einführung, wie man Gastgeber wird, genau durchlesen. Die Professionalität des Vereins «Gemeinsam Znacht» beeindruckte mich. Trotz oder genau wegen der ehrenamtlichen Arbeit und Motivation, die dahintersteckt.
Meine WG-Kollegen und ich konnten am Abend des Besuches leider nicht mit derselben Professionalität glänzen. So kam das Ehepaar nicht wie erwartet zu zweit, sondern wir sahen aus dem Fenster plötzlich einen Kinderwagen, was uns junge Herren regelrecht überfordert hat. Einen so jungen Besuch hatten wir noch nie bei uns Zuhause. Die anfängliche Nervosität, die wohl auf beiden Seiten vorhanden war, wich einer tollen Atmosphäre. So hat uns Jamal zum Beispiel viel über sein Unternehmen erzählt, welches er in Afghanistan aufgebaut hat und aufgrund seiner Flucht in die Schweiz aufgeben musste. Sobald er die nötigen Voraussetzungen erfüllt, will er in der Schweiz einen Handwerksberuf erlernen und arbeiten.
Begegnungen dieser Art hat «Gemeinsam Znacht» in den letzten fünf Jahren zu tausenden ermöglicht. Die Idee von «Gemeinsam Znacht» kam Martina Schmitz nach der Lektüre eines Artikels in der New York Times, in dem ein ähnliches Projekt aus Schweden beschrieben wurde. Unter dem Motto «Fremde werden Freunde» schritt Martina zur Tat. An der Kirchgasse in Zürich hat Martina Schmitz mit Anna Stünzi eine Unterstützerin gefunden. An der Kirchgasse, wo per Zufall auch die Paradiesstiftung ihren Sitz hat, fand «Gemeinsam Znacht» ihren Ursprung. Denn dort, wo Anna mit ihren Kolleginnen gewohnt hat, wurden die ersten gemeinsamen Abendessen organisiert.
Die Idee hinter «Gemeinsam Znacht» ist folgende: Dank dem Angebot können Einheimische auf einfache Art und Weise Geflüchtete willkommen heissen und gegenseitig von einem Austausch profitieren. Das Ganze passiert während einem Abendessen, denn so hat man immer ein Thema, über das man sprechen kann, auch wenn es nur über das Essen ist. Spricht man bei vielen Startups von der so genannten «Uberisierung» einer gewissen Dienstleistung, kann man bei «Gemeinsam Znacht» von einer «Tinderisierung» der sozialen Integration von Geflüchteten sprechen.
Monika und Anna, die heute beide anwesend sind, haben nach dem initialen Erfolg einen Verein gegründet, welcher mittlerweile nicht nur in Zürich, sondern auch in Luzern, Aargau, Zug und St. Gallen Menschen miteinander verbindet. Das Angebot ist mitunter deshalb so erfolgreich, weil es offen für alle – wirklich alle – ist. Während die Geflüchteten dank «Gemeinsam Znacht» nicht selten zum ersten Mal ausserhalb von Sozialämtern und Asylorganisationen in Kontakt mit Einheimischen kommen, ist es auch für viele Einheimische eine neue Erfahrung, mit Menschen zusammen zu essen, über deren Herkunft man meist nur aus Schlagzeilen in Onlinemedien Bescheid weiss.
In einer Zeit, wo wir uns selbst immer mehr in so genannten Filterblasen einnisten und uns als Folge davon ab und zu dabei ertappen, wie unsere Meinungen geprägt vom eigenen Umfeld sind, in dem wir leben, bricht «Gemeinsam Znacht» Grenzen. Als Brückenbauerin leistet die Organisation – als Ergänzung zu wichtigen staatlichen Integrationsprogrammen – auf eine niederschwellige Art und Weise einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration von Geflüchteten. Es wäre aber falsch, das Angebot darauf zu reduzieren. Denn ich bin überzeugt, dass gerade bei uns Einheimischen viele Vorurteile, aber auch unbeantwortete Fragen vorhanden sind, welche dank «Gemeinsam Znacht» ausgeräumt werden können.
So hat sich unsere Wohngemeinschaft ein Jahr nach dem Besuch von Jamal samt Familie entschieden, ein weiteres Mal bei «Gemeinsam Znacht» mitzumachen. Dieses Mal wurde uns Tekani Tekele zugewiesen. Der 23-jährige Mann aus Eritrea kommt aus einem Land, das in den Schweizerischen Asylstatistiken jeweils prominent vertreten ist. Das spielt im persönlichen Austausch aber keine Rolle. Tekani hat beim Mittagessen fliessend Deutsch gesprochen und kannte die Geschichte von Zürich mindestens so gut wie wir am Esstisch. Er ist ein Bücherwurm und hat sich so von der Entstehung der Zünfte über Zwingli bis zum modernen Finanzplatz präzise ausgekannt. Auch dieser Besuch war sehr bereichernd.
Vor gut zwei Wochen hat «Gemeinsam Znacht» sein fünfjähriges Bestehen gefeiert und in einem 20-minütigen Video auf die Vergangenheit zurückgeblickt. In gut Schweizerischer Manier wurden in den vergangenen Jahren hunderte ehrenamtliche Stunden geleistet, um Geschichten, wie von mir umschrieben, zu ermöglichen. Der Verein hat seine Unkosten dank freiwilligen Zuwendungen decken können. Ein sehr engagiertes Team und einfache Strukturen boten eine optimale Voraussetzung für die soziale Innovation von «Gemeinsam Znacht».
Denn Innovation beginnt oft in kleinen Strukturen und dank mutigen Menschen, welche ohne Angst vor einem Misserfolg Neues ausprobieren. Anna steht für mich stellvertretend für eine junge Generation, welche bei einer Tätigkeit nicht zuerst den Profit, sondern den Purpose im Vordergrund sieht. Und Martina steht stellvertretend für eine – aus meiner Sicht – älteren Generation, die sich um ihre Privilegien bewusst ist und mehr als nur «etwas» zurückgeben möchte. Dank ihrem Engagement machen sie Zürich und andere Schweizer Städte nicht nur durchmischter, sozialer, vielfältiger und lebenswerter. Sie sind auch wichtige Vorbilder für andere Menschen, welche sich auf ihre ganz eigene Art und Weise in die Gesellschaft einbringen wollen.
| www.gemeinsamznacht.ch/ »
Welcome to School, Zürich | Anerkennungspreisträger
Dankesrede von Katrin Jaggi, Gründerin von Welcome to School, nach der Laudatio von Stiftungrätin Esther Maurerhirnverletzten jungen Menschen immer selbstverständlicher werden.
Liebe Esther
Lieber Urs
Liebe Kolleginnen von Welcome to School
Geschätzte Anwesende
Ich danke Esther Maurer für die berührenden Worte und Ihnen allen, dass Sie heute Abend hier sind.
Naim kam vor gut drei Jahren als Analphabet zu Welcome to School. Er hatte weder in Afghanistan noch in Pakistan, wo er auf dem Bau arbeitete, eine Schule besucht. Bei Welcome to School startete er schüchtern in der Klasse für Schulungewohnte. Er war kein besonders schneller Schüler, Struktur und das ruhig Sitzen waren ihm fremd. Doch nach zwei Jahren bei Welcome to School war er in der Lage, seinen Dank in seinen eigenen Worten auszudrücken: Anlässlich der Weihnachtsfeier bedankte er sich mit einer selbstverfassten Dankesrede. Dies berührte uns alle unglaublich.
Auch die 16-jährigen afghanischen Zwillinge Soraya und Somaye kamen mit sehr geringer Schulbildung aus dem Iran zu Welcome to School. Ivan Lenzo, Mathelehrer und Lehrplanverantwortlicher von Welcome to School, entdeckte ihr Mathematiktalent. Als ordentlicher Lehrer des Gymnasium Zürich Nord, konnte er die beiden jungen Frauen als Hospitantinnen in den Mathematikunterricht der Kantonsschule Zürich Nord integrieren. Heute machen die beiden jungen Frauen eine Lehre.
Aktuell haben wir einen äusserst begabten, jungen Mann aus Afghanistan bei uns. Dank unserer Kooperation mit der Kantonsschule Enge ist es möglich, dass Mahdi in den nächsten Wochen mit einer Ausnahmeregelung in einer Klasse des 2. Gymnasiums hospitieren kann – und wenn alles gut läuft, im Sommer den offiziellen Übertritt ins Gymnasium schaffen könnte.
Naim, Soraya, Somaye und Mahdi und noch ganz viele andere unserer bald 300 ehemaligen oder aktuellen Schüler*innen würden unglaublich gerne heute Abend hier an meinem Platz stehen und Ihnen allen danken, danken für Ihr Mitgefühl und Ihre unglaubliche Unterstützung.
Mit Stolz würden sie Ihnen erzählen, was sie erreicht haben: Sie pflegen Betagte in der Ausbildung zur Fachfrau oder Fachmann Gesundheit, sie kümmern sich in der Coiffeurlehre um unser Aussehen, sie backen als Bäckerlehrling unser Brot und sie geben täglich ihr Bestes in ihren Ausbildungen zum Logistiker, zum Maurer oder in der Kita.
Noch vor vier Jahren hätte ich mir nicht träumen lassen, hier vor Ihnen als Gründerin einer Schule für junge Menschen mit Fluchtgeschichte zu stehen. Jan Capol und ich haben aus dem Erkennen der Not dieser Jugendlichen aus dem Nichts eine Schule aufgebaut.
Bildung sehen wir als Schlüssel zur Integration. Und Bildung steht diesen jungen Menschen auch im Sinn der UNO-Menschenrechte zu. Wir füllen mit unserem Angebot eine Lücke, da weder Bund noch Kanton dafür genügend Gelder zur Verfügung stellen. Wir finden, die Zeit bis zum Asylentscheid muss dringend für Bildung genutzt werden, da klar ist, dass diese jungen Menschen grosse Bleibeperspektiven haben und ihre Zukunft in der Schweiz verbringen werden.
Die Warteliste von Welcome to School ist leider viel zu lang, dies obwohl die Flüchtlingszahlen rückläufig sind. Einzig Frauen und Minderjährigen können wir immer einen Platz an unserer Schule garantieren. Unser Schuljahr ist im August gestartet, doch fast wöchentlich stehen Interessent*innen
vor unserer Tür. Heute ist Sewit, eine junge Frau aus Eritrea, in der Basisklasse gestartet, nächsten Montag werden zwei Tibeterinnen in die Integrationsklassen aufgenommen.
Dass ich heute diesen Preis für die Arbeit von Welcome to School entgegen nehmen darf, verdanke ich einerseits einem Bekanntenkreis, der an die Notwendigkeit dieses Schulangebots geglaubt und uns von Anfang an finanziell unterstützt hat, andererseits den rund 250 Freiwilligen, die in den letzten Jahren grosszügig ihre Zeit spendeten und sich für Welcome to School engagiert haben.
Ohne die grosse Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, ohne die Bereitschaft, sich auf vollkommen Unbekanntes einzulassen – ohne diese Bereitschaft wäre der Schulbetrieb von Welcome to School nicht möglich.
Diesen 250 Menschen, die bei Welcome to School ehrenamtlich unterrichten, die Lehrpläne entwickeln, eine Patenschaft für einen schwierigen Schüler übernehmen, den Internetauftritt gestalten, Spender verdanken, Znüni für unsere Schüler*Innen backen oder einen Ausflug organisieren – all diesen Menschen möchte ich heute von ganzem Herzen danken.
Jährlich erbringen diese Freiwilligen eine Eigenleistung im Wert von rund 900'000 Franken. Diesen Freiwilligen im Alter zwischen 16 und 84 Jahren – und natürlich unseren unglaublichen Schüler*innen – möchte ich diesen Preis widmen.
Ich danke der Paradies-Stiftung von Herzen, dass sie unsere Arbeit wertschätzt und Welcome to School so grosszügig unterstützt. Ich verneige mich mit meiner Hand auf dem Herzen, wie dies viele unserer Schüler*innen täglich im Unterricht tun.
| www.welcometoschool.ch»
Workcamp Switzerland, Zürich | Anerkennungspreisträger
Rede von Fritz Frischknecht anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation am 11. November 2019 in Zürich
Sehr geehrte Damen und Herren
Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als den ganzen Tag herumzusitzen, keine Tagesstruktur und keine Aufgabe zu haben. So ergeht es sicher vielen Menschen, v. a. auch Flüchtlingen, die jahrelang auf einen Entscheid des Asylamtes warten müssen und während dieser Zeit nicht arbeiten dürfen.
Workcamp Switzerland hat mit seinen gemeinnützigen Projekten eine eindeutige Win-Win-Situation geschaffen. Der Verein Workcamp vermittelt seit 2004 junge Freiwillige an Projekte, die einen ausserordentlichen Arbeitseinsatz benötigen, so zum Beispiel Restaurationsarbeiten im Val Bavone oder den Unterhalt des botanischen Alpengartens ob Davos. Mit der Initiative «Access for all» bezieht Workcamp seit einigen Jahren auch Menschen mit ein, die aus unterschiedlichen Gründen einen erschwerten Zugang zu Austauschprogrammen haben. Und dies gilt besonders für Flüchtlinge im Asylverfahren.
Ein schönes Beispiel eines solchen Einsatzes wurde kürzlich von Tele Bärn beschrieben. Drei Asylsuchende halfen zusammen mit anderen Freiwilligen auf einem Bauernhof einer sozialen Einrichtung. Sie wurden dort im Gemüseanbau eingesetzt, in der Küche und bei Waldarbeiten. Ihre Leistung wurde geschätzt und war – wie sie selber bemerkten – von grossem Nutzen. Ein positiver Nebeneffekt solcher Einsätze besteht jeweils darin, dass die Asylsuchenden unsere Kultur und unsere Sprache besser kennenlernen.
Nach Projektabschluss erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat mit dem Nachweis ihrer Fähigkeiten im fachlichen, sozialen und praktischen Bereich. Dieses Zertifikat ist für die Asylsuchenden von grossem Wert, wenn sie – sobald sie dürfen – eine Arbeitsstelle suchen.
Unser Preis an den Verein Workcamp Switzerland drückt unsere Anerkennung für seine wertvolle Tätigkeit aus und soll dazu beitragen, dass diese Arbeit weitergeführt werden kann.
Ich darf nun Alfred Ryf, den Projektkoordinator Schweiz, zu mir bitten, damit ich ihm stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen für seine Arbeit zugunsten der Asylsuchenden und zugunsten unserer Gesellschaft gratulieren kann.
| www.workcamp.ch »
PREISTRÄGER 2017
Michael Schmieder, Sonnweid, Wetzikon | Hauptpreisträger
Rede von Urs Lauffer anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation an Michael Schmieder am 6. November 2017 in Zürich
«DEMENT, ABER NICHT BESCHEUERT»
Sehr geehrter Herr Schmieder
Sehr geehrte Familie Schmieder
Meine Damen und Herren
Wie heisst der Schweizer Pionier im Thema Demenz im Alter? Ich gebe es zu: Noch vor zwei Jahren hätte ich diese Frage nicht beantworten können. Natürlich war mir in meiner gesundheits- und sozialpolitischen Arbeit die Bedeutung der Fragen im Zusammenhang mit der Betreuung, Behandlung und Unterstützung älterer Mensch mit Demenz immer klarer geworden. In meiner politisch aktiven Zeit – gerade auch in der Sozialbehörde – habe ich erlebt, dass zahlreiche Alterseinrichtungen ihr Angebot in diese Richtung erweitert haben – meist mit erheblichen finanziellen Konsequenzen. Und natürlich habe ich im Gespräch mit meiner Schwester Theres Meierhofer, die seit langem das Alters- und Pflegeheim in Engelberg leitet, manches, oft sehr Konkretes zu diesem grossen Thema erfahren.
Aber auf das beeindruckende Lebenswerk von Michael Schmieder bin ich erst gestossen, nachdem wir uns im Stiftungsrat für die fünfte Preisverleihung der Paradies-Stiftung auf den Schwerpunkt Demenz im Alter geeinigt hatten. In meinen Gesprächen mit Menschen, die sich seit langem auf diesem Gebiet engagieren, bin ich regelmässig auf das Wirken von Herrn Schmieder in der Sonnweid in Wetzikon aufmerksam ge-macht worden. Die heute so üblichen Internetrecherchen ergaben ein ähnliches Bild – erweitert um die Erkenntnis, dass Ihre Arbeit, lieber Herr Schmieder, weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung findet. Zahlreiche aufschlussreiche Interviews, die bedeutende internationale Medien mit Ihnen geführt haben, machen dies deutlich. Und natürlich habe ich dann auch meine schon erwähnte Schwester befragt; sie meinte kurz und knapp, dass es eigentlich nicht möglich sei, die beispielhafte Tätigkeit von Herrn Schmieder nicht zu kennen …
Seither habe ich viel von und über Michael Schmieder gelesen. Gerade vor kurzem seine Ausführungen zur Tatsache, dass der Bewegungsdrang demenzkranker Menschen eine nicht zu vernachlässigende Herausforderung für alle darstellt, die mit ihnen zusammenleben – vor allem für die Angehörigen, aber auch für die Betreuenden in den spezialisierten Einrichtungen. Und natürlich habe ich mit grossem Gewinn das Schmieder-Buch mit dem für ihn typischen Titel «Dement, aber nicht bescheuert» gelesen, wie auch die übrigen Stiftungsratsmitglieder.
Dreissig Jahre haben Sie, sehr geehrter Herr Schmieder, zusammen mit Ihrer Gattin und Ihrer Familie die Sonnweid in Wetzikon zu einer vorbildlichen Institution auf- und ausgebaut, in der über 150 Menschen mit schwerer Demenz optimale Betreuung finden. In der Sonnweid wird keine heile Welt vorgegaukelt, sondern ein Alltag gelebt, der den Realitäten gerecht wird und die Würde der betagten Menschen, aber auch ihrer Angehörigen ernst nimmt. So wurde die Sonnweid über Zeit zu einer der europäisch führenden Einrichtung mit grosser Ausstrahlung.
Beeindruckend ist für mich, wie es Ihnen, Herr Schmieder, gelungen ist, in Ihrer langen beruflichen Tätigkeit Praxis und Theorie quasi im Gleichschritt weiterzuentwickeln. Sie gehören nicht zu jenen, die alles besser wissen, aber selber den Tatbeweis nicht erbringen können. Und Sie haben nicht einfach stur einen Königsweg verfolgt, sondern waren immer bereit, neue Erkenntnisse einzubauen und so eine Evolution in der Behandlung von Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu ermöglichen.
Und so geht es uns als Paradies-Stiftung heute darum, Ihr Lebenswerk zu ehren, sehr geehrter Herr Schmieder. Wir tun dies im Bewusstsein, dass sie, obwohl sie die operative Leitung der Sonnweid abgegeben haben, noch längst nicht im Ruhestand sind und wir hoffentlich von Ihnen noch viel hören und lesen werden. Aber wir sind im Stiftungsrat einstimmig der Meinung, dass es wirkungsvoller ist, das Lebenswerk von Menschen zu ehren, die noch aktiv sind und nicht zu warten, bis die Geehrten die Laudation nicht mehr hören können und auch keine Verwendung mehr für das Preisgeld haben …
Lassen Sie mich, sehr geehrte Damen und Herren, diese kurze Laudation mit Zitaten beenden, die das Wirken und vor allem die Haltung von Michael Schmieder – wie ich finde – sehr treffend zusammenfassen:
So schrieb Ruth Haenert 2016 in der NZZ: «Mit Humor, Hartnäckigkeit, Feingefühl und einer Spur Anarchie hat er den Umgang mit Demenzkranken professionalisiert. Im Zentrum der Pflege steht für ihn die Authentizität der Kranken.» Und: «Da Demenz noch nicht heilbar ist, geht er den Weg, das Unabänderliche zu akzeptieren und auch zuzulassen.»
Und der Tages Anzeiger meinte vor zwei Jahren: «Michael Schmieder hat die Sonnweid in Wetzikon zu einem führenden Demenzzentrum Europas gemacht und dabei das Wichtigste nie vergessen. Menschen mit Demenz haben die gleichen Bedürfnisse wie Menschen ohne Demenz. Sie brauchen Licht, Bewegung, Gesellschaft, Sicherheit, Respekt und Wertschätzung.»
Ihnen, lieber Herr Schmieder, danken wir, dass Sie in den letzten Jahrzehnten zahlreichen dementen Menschen geholfen haben, diese Bedürfnisse trotz ihrer Krankheit befriedigen können. Wir zeichnen Sie mit unserem Preis für Ihr Lebenswerk aus!
www.sonnweid.ch »
Stiftung Marai, Grabs | Anerkennungspreisträger
Rede von Fritz Frischknecht anlässlich der Preisverleihung der Paradies-Stiftung für soziale Innovation am 6. November 2017 in Zürich
WÜRDIGUNG STIFTUNG MARAI
Sehr geehrte Frau Raimann
Sehr geehrte Damen und Herren
Als meine Gattin und ich die Tagesstätte für Menschen mit Demenz in Grabs besuchten, trafen wir zu früh ein. Vom Küchentisch aus konnten wir beobachten, wie herzlich die Angestellten untereinander und mit den Patienten umgingen. Und alle machten einen entspannten, glücklichen Eindruck.
Das Geheimnis des Erfolgs der Stiftung Marai liegt wohl auch darin, dass die Stiftung das Wohl der demenzkranken Menschen ins Zentrum stellt und deshalb doppelt so viel Personal einsetzt wie vom Staat vorgesehen. Dazu zählen auch freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit den Betreuten zum Bespiel basteln oder im Garten spazieren.
Margrit Raimann hat 2009 mit eigenem Geld eine Tagesstätte für Demenzkranke gegründet, weil es dieses Angebot in der Region nicht gab. Aus demselben Grund schuf sie eine Fachstelle Demenz und überzeugte die umliegenden Gemeinden, diese mitzufinanzieren.
Nach zwei Jahren stand die Stiftung trotzdem vor dem Aus. Eine unerwartete Spende einer lokalen Firma bewog den Stiftungsrat aber, auf seinen Schliessungsentscheid zurückzukommen.
Weil Frau Raimann zunehmend ein ungutes Gefühl hatte, wenn sie den Angehörigen ihrer Tagespatienten einen festen Pflegeplatz empfehlen sollte, kaufte die Stiftung im Jahr 2013 ein altes Haus in Trübbach. Dies war nur möglich dank der finanziellen Unterstützung eines Freundes. Unter der Leitung von Herrn Raimann wurde das Haus in Trübbach zu einem Pflegeheim umgebaut. Dort leben inzwischen die dementen Menschen in Wohngruppen und wirken – wie wir uns überzeugen konnten – sehr zufrieden.
Es gibt zweifellos noch viele Institutionen in diesem wichtigen Bereich, die Auszeichnungen verdienen würden. Wir haben uns entschieden, der Stiftung Marai – stellvertretend für all diese – einen Anerkennungspreis von 30 000 Franken zu verleihen und damit Frau Margrit Raimann und ihrem Team für die grossartige Arbeit zu danken, die sie tagtäglich für demente Menschen leisten.
www.wiitsicht.ch »
PREISTRÄGER 2015
Prof. Dr. med. Ruedi Lüthy, für sein Lebenswerk | Hauptpreisträger
Würdigung von Prof. Ruedi Lüthy durch Prof. em. Felix Gutzwiller
Es ist mir eine grosse Ehre und Freude, am heutigen Tag den Pionier Prof. Ruedi Lüthy zu ehren.
"Pionier" ist hier ist der richtige Begriff, denn wie ein roter Faden zieht sich durch das Leben von Ruedi Lüthy die Tatsache, dass er immer wieder neue Herausforderungen angenommen hat-Herausforderungen, die nicht unbedingt vorgezeichnet waren und alle damit zu tun haben, das Leid seiner Mitmenschen zu mildern – eine-wenn nicht die- zentrale ärztliche Tätigkeit.
Ruedi Lüthy, am 17. Februar 1941 geboren, hat von 1961 bis 1969 das Medizinstudium an der Universität Zürich absolviert. Früh begann er sich für die Infektiologie zu interessieren, für die Lehre der übertragbaren Krankheiten. Er war denn auch Gründer und Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Universitätsspital Zürich von 1976 bis 1997 (gegründet unter der weitsichtigen Leitung von Professor Walter Siegenthaler). Die akademische Karriere von Ruedi Lüthy war damit vorgezeichnet.
Dann aber kam der 5. Juni 1981. Das amerikanische Gesundheitsamt CDC veröffentlichte vor 34 Jahren in seinem wöchentlichen Bulletin MMWR die ungewöhnliche Beobachtung von fünf Patienten mit einer speziellen Lungenentzündung. Niemand dachte nach dieser kurzen Notiz daran, dass diese fünf Patienten den Ursprung einer neuen und ganz besonderen Epidemie darstellen könnten. Von den Medien blieb die Notiz beinah unbeachtet. Doch dann wurde auch in der Schweiz ein erster Fall registriert (1982). Ruedi Lüthy realisierte schnell, dass damit eine weltweite Herausforderung entstanden war und setzte sich intensiv mit der Testung, sowie der medikamentösen Therapie der neuen Krankheit auseinander. Zudem stellte er bald fest, dass nur eine koordinierte Forschungsanstrengung und ein Zusammenführen der Fälle dazu führen würden, dass neue Therapien zügig ausgetestet werden konnten. Damit war die Schweizerische HIV Kohorte (SHKS) geboren, deren Gründer und erster Präsident Ruedi Lüthy wurde.
Heute ist diese Forschungsinfrastruktur mit zurzeit über 16,000 Patienten weltweit anerkannt für ihre Beiträge zum Wissen über HIV und Aids. Zudem verstand Lüthy, dass eine Epidemie wie HIV nicht nur mit rein medizinischen Maßnahmen anzugehen war. Die vom Bundesamt für Gesundheit und der Präventivmedizin entwickelten Public Health Konzepte wurden deshalb zusammen mit den Testungs-und Therapieansätzen in einer Gesamtstrategie zur Bekämpfung von HIV /Aids gebündelt, die im Aufgabenbereich der eidgenössischen Kommission für Aidsfragen zu liegen kam. Lüthy präsidierte diese Kommission von 1991 bis 2000.
Rasche Fortschritte in der Bekämpfung der Krankheit wurden zum Glück möglich. Allerdings starben in den achtziger Jahren, vor den ersten Behandlungsmöglichkeiten, viele Menschen. Ich zitiere Lüthy: "eine Krankheit aus dem Nichts, von der vor allem Homosexuelle betroffen waren und die mit einem sozialen Stigma verbunden wurde. Damals gab es keine Behandlung. Ich musste tatenlos zusehen, wie Menschen starben".
Die Umgebung der Akutklinik war für diesen Sterbeprozess oft auch junger Menschen nicht ideal. So ergaben sich für Lüthy die nächste Herausforderung und die nächste Pioniertat. Er gründete mit anderen zusammen das Zürcher Lighthouse. Er begleitete diese Einrichtung von 1988-1998 als ärztlicher Leiter. Aufgrund der Entwicklung wirksamer Therapien ergaben sich auch hier bald Änderungen. Heute ist das Lighthouse eine respektierte Institution der Palliativen Versorgung."Palliare" heisst ja "den Mantel umlegen", in Abgrenzung und Ergänzungen also zum "curare",dem heilenden Ansatz der Schulmedizin.
Im Blick auf diesen schon damals außerordentlich eindrücklichen Werdegang wird klar, weshalb der nächste Schritt, die nächste Pioniertat, beinahe als logische Fortsetzung erscheint. Die Ausdehnung seiner Tätigkeiten nämlich dorthin, wo die Schwächsten Hilfe und Unterstützung benötigen. Eine Ärztin aus Simbabwe hatte Lüthy an einem Aids-Kongress im Jahre 2002 um Hilfe für dieses Land angefragt. Schon 2003 reiste Lüthy nach Simbabwe, um in Harare eine ambulante HIV Klinik und ein Referenzlabor aufzubauen. Diese "Newlands Clinic" ist seit März 2004 im Betrieb und wird von allem aus Spendengeldern finanziert, die der von Lüthy 2003 gegründeten Stiftung Swiss Aids Care International zukommen.
Im vergangenen Jahr hat Lüthy die Leitung der Klinik an Matthias Widmaier übergeben. Zurzeit werden rund 5500 mit dem HIV Virus infizierte, meist mittellose Patientinnen und Patienten behandelt. Das Team in der Klinik besteht aus 65 einheimischen Mitarbeitern. Zudem besteht seit 2009 ein Ausbildungszentrum, von Ruedi Lüthy initiiert, an dem jährlich 500 einheimische Ärzte und Pflege-Fachleute unterrichtet werden.
Wie dieser kurze Rückblick zeigt, hat Ruedi Lüthy ohne Zweifel sein medizinisches Wissen, sein ganzes „Arzt-Leben in den Dienst der Schwachen“ gestellt, wie die NZZ kürzlich titelte. Dabei hat er stets als Pionier gewirkt und seine Tätigkeiten immer darauf ausgerichtet, wo die Bedürfnisse und Herausforderungen am größten waren. Er selber hat sich dabei nie in den Vordergrund, sondern immer in den Dienst der Sache gestellt.
Umso mehr freut es mich, dass Ruedi Lüthy heute mit dem Preis der Stiftung Paradies die wohl- verdiente Ehrung erfährt.
www.swissaidscare.ch »
Aids Hilfe Schweiz, Zürich | Anerkennungspreisträger
Aids bleibt auch in der Schweiz ein Thema
Dank der grossen medizinischen Fortschritte ist Aids hierzulande weniger sichtbar als noch vor zwei Jahrzehnten. Viele der Betroffenen können dank der modernen Aids-Medikamente trotz ihrer Krankheit ihren Alltag gut bewältigen. Vor diesem Hintergrund könnte leicht der Eindruck entstehen, die Aids-Krankheit sei in der Schweiz im Griff und eigentlich vor allem noch ein Problem in Entwicklungsländern.
Dieser Eindruck täuscht. Auch in der Schweiz ist die Zahl der jährlichen Ansteckungen mit dem HIV-Virus nach wie vor hoch. Darum ist es entscheidend, dass durch Information und Aufklärung weiterhin alles unternommen wird, um gegen diese Krankheit anzukämpfen und gezielt auf Risiken hinzuweisen. Mit ihren Präventionskampagnen leistet hier die Aids-Hilfe Schweiz ausgezeichnete Arbeit. Dafür erhält sie den Anerkennungspreis der Paradies Stiftung.
www.aids.ch »
PREISTRÄGER 2013
Martin Stiftung, Erlenbach | Hauptpreisträger
Mit ihren 132 Wohnplätzen, 85 Arbeitsplätzen und 50 Tagesstrukturplätzen gehört die Martin Stiftung im zürcherischen Erlenbach zu den grossen Einrichtungen im Behindertenbereich. Die damit verbundenen Leistungen werden von rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbracht. Das entspricht knapp 160 Vollzeitstellen. Die daraus resultierenden Kosten liegen bei jährlich rund 20 Millionen Franken.
Schon früh hat die Martin Stiftung die altersbedingte Entwicklung von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung erkannt und mit differenzierten Angeboten darauf reagiert. Entscheidend war und ist der Grundsatz, dass Menschen, die in der Martin Stiftung leben und arbeiten, auch nach ihrem Ausscheiden aus der Beschäftigung in ihrer gewohnten Umgebung in Erlenbach bleiben – und dies bis zu ihrem Tod.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat die Martin Stiftung ihr Konzept für die Betreuung, Förderung und Begleitung ihrer Seniorinnen und Senioren kontinuierlich ausgebaut und an neue Gegebenheiten angepasst. Heute sorgt sie mit interdisziplinären Teams im Wohnbereich und in der Tagesstruktur dafür, dass Seniorinnen und Senioren individuell und ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen entsprechend betreut werden und so diese Lebensphase mit Freude geniessen können. – Aktuell sind übrigens zur Zeit rund 20 Bewohnerinnen und Bewohner der Martin Stiftung älter als 60 Jahre.
Einen wichtigen Schritt machte die Institution im Jahr 2011 mit der Verabschiedung eines Senioren-Leitbilds. Das Leitbild wurde von Team-Mitgliedern diverser Abteilungen im Senioren-Bereich erarbeitet. Das Leitbild hält fest, dass die traditionelle Trennung zwischen Wohn- und Arbeits- respektive Tagesstrukturangeboten aufgehoben werden muss. Dieses Vorhaben hat die Martin Stiftung im Januar dieses Jahres umgesetzt.
Der Stiftungsrat der Paradies-Stiftung würdigt die vorbildliche, innovative Arbeit der Martin Stiftung im Bereich der Betreuung und Förderung älterer Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und verleiht ihr dafür den Hauptpreis 2013.
| www.martin-stiftung.ch »
Sensler Stiftung für Behinderte, Tafers | Anerkennungspreisträger
Als die Stiftung 1985 gegründet wurde, stand die Eröffnung von Werkstätten und das Bereitstellen von Arbeitsplätzen im Vordergrund. Selbstverständlich mussten auch im ländlichen Raum Wohnmöglichkeiten aufgebaut werden. Heute, 2013, ist auch das „Wohnen im Alter“ ein selbstverständlicher und beeindruckender Teil des Angebotes.
Vor einem Jahr konnte das Haus „Wohnen im Alter“ eröffnet werden. Hier leben erwachsene IV-Bezüger/innen, die als Mitarbeitende pensioniert oder frühpensioniert werdenund ermöglicht den Verbleib in der gewohnten Umgebung auch nach der Pensionierung. Im Erdgeschoss des Neubaus befindet sich ein Café mit Terrasse. Es stehen Wohnungen mit Einzelzimmern zur Verfügung; davon können zwei für Ehepaare erweitert werden. Alle Zimmer sind belegt.
In den 70er Jahren entwickelten in den NL ein Beschäftigungs- und ein Musiktherapeut das Konzept eines Snoezelraums. Wie erinnern uns: an der letzten Preisverleihung für die Selbsthilfe von hör- und mehrfachbehinderten Kindern, haben wir den Begriff kennengelernt. Es handelt sich um ein Angebot, das gerade für Menschen mit Mehrfachbehinderungen einen grossen Gewinn bringt. Der Begriff Snoezelen, ausgesprochen als Snuselen, ist eine Verbindung der beiden holländischen Wörter „snuffelen“ und „doezelen“. Es werden in einem überwiegend weissen Raum Geräte und Elemente installierte, die verschiedene Sinnesempfindungen auslösen. Die Wirkung kann sowohl entspannend, als auch aktivierend sein. Die Palette der Materialien, die zum Snoezelen verwendet werden können, ist unerschöpflich. Anzutreffen sind etwa ein Wasserbett, Tastplatten, Aromaverbreiter, Windspiele, Klangschalen, Glocken…
Die Stiftung hat in all den Jahren ihre Arbeit für Menschen mit Behinderung kompetent, weitblickend und mit Sorgfalt geplant. Dank der finanziellen Unterstützung auch des Kantons konnte das Projekt in dieser Qualität realisiert werden. Es zeigt, dass mit viel Engagement auch in ländlichen Raum professionelle Arbeit und eine hohe Lebensqualität für die Menschen erreicht werden kann. Dafür danken wir und gratulieren herzlich.
| www.ssb-tafers.ch »
Stiftung San Gottardo, Lopagno | Anerkennungspreisträger
Die Stiftung San Gottardo, Lopagno wurde 1996 in Lugano gegründet. Sie stellt für rund 100 Personen jeden Alters mit Behinderungen ein vielfältiges Wohnangebote bereit: betreute und nicht betreute Wohnungen, Foyer für die Freizeitgestaltung, Tagesstrukturen und auch betreutes Arbeiten in Landwirtschaftsbetrieben in der Region Lugano. Seit 2009 werden zusätzlich 30 Personen mit Behinderungen betreut, die älter sind als 60.
Wie in vielen Einrichtungen ist das Ziel, eine möglichst grosse Autonomie der Menschen zu erreichen und diese dann zu stärken. Gerade aber im Alter bedeutet Autonomie nicht immer Unabhängigkeit sondern sich in einem Netzwerk von Beziehungen zu bewegen. Das zu lernen und im Alltag zu bewältigen, ist eine lebenslange Aufgabe.
Was uns besonders beeindruckt hat, ist das Ausbildungskonzept zum Thema „Personen mit Behinderungen und das Alter“. Auf dem Programm etwa steht als Lehrfach: Lernen von den Bedürfnissen der älter werdenden Bewohner/innen, d.h. 14 Personen mit Behinderungen zwischen 22 und 73 Jahren und die Mitarbeitenden arbeiten gemeinsam an der neuen Struktur. Um zu begreifen, was sich durch den Alterungsprozess bei den Bewohner/innen verändert und wie diese Veränderungen aufgenommen werden können, werden Praxiserfahrung und wissenschaftlichen Erkenntnissen verbunden. Gleichzeitig reflektieren die Fachleute auch ihr eigenes Verhalten in ihrer täglichen Arbeit sowie ihre persönliche Entwicklung als Pflegende.
Im Zentrum steht die Lebensqualität der älter werdenden Bewohner/innen mit Behinderungen; sie haben die ganze Aufmerksamkeit, je individuell, mit ihrem Stärken und Schwächen. Kategorisierungen und Schematisierungen soll es nicht geben. Zudem debattiert die Stiftung auch ethische Fragen sehr aufmerksam. Die Haltung, die dabei zum Ausdruck kommt, ist für alle Menschen zu wünschen: Respekt und Würde, wie autonom oder abhängig eine Person auch ist.
| http://fsangottardo.ch »
Association Saint-Camille, 1723 Marly | Anerkennungspreisträger
Die Association Saint-Camille wurde 1961 gegründet. Heute beschäftigt sie 400 Personen, aufgeteilt in Mitarbeitende mit Behinderungen und Fachmitarbeitende in den Wohn- und Arbeitsbereichen in den Ateliers in Marly und Villars-sur-Glâne. Speziell im Zentrum steht hier das Foyer in Marly. Hier leben permanent 31 Personen, die nicht mehr ohne Hilfe und Unterstützung leben können. Die Personen sind zwischen 45 und 82 Jahre alt, 18 davon sind AHV-Bezüger/innen, die pensioniert sind.
Für sie wurde das Projekt Méli-Mélo entwickelt. , Es bietet eine Fülle von Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Personen, die das AHV-Alter erreicht haben und nicht mehr arbeiten können, sollen weiterhin im Foyer leben, ihre Fähigkeiten möglichst erhalten, eine Tagesstruktur mit Wahlmöglichkeit und gute Lebensqualität haben.
Im Einvernehmen mit den Mitarbeitenden und den Bewohner/innen ist ein umfassenden Angebot entstanden wie beispielsweise:
- Lautes Vorlesen
- Spiele
- Musikhören
- Backen, Kochen
- Bewegungsangebote
- auch Angebote zur Schulung des Gedächtnis
Die Bewohner/innen nennen das Atelier Méli-Mélo in Anlehnung an einen Gemischwarenladen. Méli-Mélo stösst auf grosses Interesse: Die älter werdenden Personen sind eingebunden in die Planung, können wählen, selbst entscheiden, ihre Wünsche verwirklichen. Ihre Kreativität scheint sich fast grenzenlos zu entwickeln.
Für das Atelier braucht es Material, Zeit, Personal, - wir hoffen, dass unser Preis dazu einen Beitrag leisten kann und wünschen dem „Gemischtwarenladen Méli-mélo“ weiterhin begeisterte „Kundinnen und Kunden“!
| www.association-st-camille.ch »
PREISTRÄGER 2011
CAP-Contact Association, Lausanne
Les personnes handicapées sont bien souvent confrontées à des obstacles inattendus. Mais plus qu’autrefois elles sont aujourd’hui en mesure de les surmonter ou de les éviter. CAP- Contact a été fondé en 1988. Il poursuit son action avec intensité et crédibilité. Son but prioritaire est toujours de soutenir les personnes handicapées qui luttent pour vivre dignement, de façon autonome et indépendante. Cela concerne le choix du logement. Les personnes avec handicap grave ont besoin d’assistance et ont également le droit de rester chez elles si elles le désirent. FAssiS, le Centre Assistance Suisse, s’est fortement engagé pour que ce droit soit reconnu et que de plus en plus de personnes handicapées puissent en profiter. Il s’agit d’une part d’améliorer la qualité de vie et d’autodétermination de ces personnes et d’autre part de développer un partenariat entre ces personnes handicapées et celles qui veulent ou souhaitent les assister. «CAP-Contact» intervient aussi dans le monde du travail pour améliorer la situation des personnes handicapées. Les occupations, les emplois aujourd’hui ne sont pas satisfaisants. Mais attention, il ne s’agit pas de définir «ce qui est encore possible» mais plutôt d’évaluer, de développer et de soutenir les aptitudes, les capacités et les chances des personnes handicapées sur le marché de travail. CAP-Contact est en train de créer des nouvelles possibilités dans cette perspective. Les projets de CAP-Contact sont formulés et réalisés par des personnes avec handicap ce qui le différencie d’autres organisations qui se targuent de pratiquer l’aide à l’entraide. CAP-Contact est une petite organisation mais qui a une présence publique impressionnante et qui sait utiliser le networking avec intelligence. | www.cap-contact.ch »
Fragile Suisse, Zürich
Junge Menschen brauchen die social medias. Was für die jungen gesunden Menschen gilt, gilt umso intensiver für Menschen mit einem Handicap, insbesondere einem Handicap, das die Kommunikation beeinträchtigen kann. Junge Menschen mit einer Hirnverletzung sind solche Menschen. Sie wollen kommunizieren, sie wollen sich mitteilen, Kontakte knüpfen, hier und in der Nähe aber auch weltweit und rund um den Globus. Das ist schnell gesagt, für die Realisierung aber braucht es viel. Junge Menschen mit einer Hirnverletzung, die durch Schädelhirntrauma, Krankheit, Tumor, Hirnschlag oder Sauerstoffmangel entstanden sein kann, sollen sich zu Themen wie Freundschaft, Beziehungen, Erwachsenwerden, aber auch zu Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten selbstbestimmt austauschen können. Es wird geschätzt, dass mehrere tausend hirnverletzter Menschen in der Altersgruppe 18 - 40 an dieser spezifischen Form der Selbsthilfe interessiert sind. Fragile
Suisse hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten drei Jahren mit viel Engagement für junge hirnverletzte Menschen visuelle und physische Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, die ihnen solche Kontakte ermöglichen. Zwei Selbsthilfegruppen sind mit grosser Euphorie gestartet; doch wie so oft kommen sie an ihre Grenzen. Wir freuen uns, dass unser Beitrag die angefangenen hoffnungsvollen Wege stärken und ihnen materiell Schub geben kann, damit in Zukunft die virtuellen und tatsächlichen Begegnungen zwischen den betroffenen hirnverletzten jungen Menschen immer selbstverständlicher werden. | www.fragile.ch »
Visoparents, Dübendorf
Kinder sind mit Reizen überflutet. Klänge, Lärm, Düfte, Schwingungen – alles prasselt auf sie herein. Was für die
Kinder, die robust im Leben stehen, schon oft an die Grenze der Belastbarkeit führt, ist für Kinder mit Sehbehinderungen jeder Abstufung bis zur vollständigen Blindheit, für Kinder mit zerebralen Behinderungen und epileptischen Anfällen und für autistische Kinder oft unerträglich. Es ist für Visoparents ein grosses Anliegen, in der Betreuung stetige Weiterentwicklung zu schaffen. Aus diesem Grund ist das Projekt eines «Snoezelen Raums» entstanden. Der Begriff kommt aus dem Holländischen und ist der Zusammenzug zweier Begriffe, nämlich snuffelen (schnüffeln) und doezelen (dösen). Der «Snoezelen Raum» ist ein Ort, wo sich blinde, schwer- und mehrfach-behinderte sowie autistische Kinder optimal erholen können. Diese Räumlichkeiten müssen nach bestimmten Kriterien eingerichtet werden. Geeignetes Licht, Düfte, Musikklänge und Liegemöglichkeiten tragen dazu bei, dass diese Kinder einen Moment der Entspannung erleben.
Auch wenn die Eltern einen monetären Beitrag leisten und vom Bundesamt für Sozialversicherungen ein Betrag pro Kind erhältlich ist, braucht es zusätzliche Mittel für die geplanten Anschaffungen. Wir freuen uns, dass wir diesem Projekt Unterstützung geben können. Denn mit diesem Ruhe- und Entspannungsraum können die Kinder nicht nur gezielt gefördert werden, sie erhalten auch eine Abwechslung, wir schenken ihnen Freude und Erholung. So können sie die Kraft und die
Konzentration steigern, was für ihre Entwicklung zentral ist. | www.visoparents.ch »
PREISTRÄGER 2009
IPT Intégration Pour Tous, Vevey
Les entreprises sociales dirigées selon les lois du marché: une chance pour l’insertion des personnes
C’est pour moi une joie immense de prononcer aujourd’hui ce discours en l’honneur d’une fondation qui existe déjà depuis 35 ans, mais qui n’a rien perdu de sa capacité d’innovation, bien au contraire. Aujourd’hui encore, la fondation «Intégration pour tous» est à l’origine d’idées décisives pour continuer à améliorer l’intégration des personnes sur le marché du travail, dans les grandes, les moyennes et les petites entreprises. Je n’évoquerai ici que le projet, initié par IPT, qui offre à de jeunes diplômés les outils nécessaires pour prendre un bon départ professionnel et s’insérer efficacement dans le monde du travail.
IPT, et c’est impressionnant, n’a pas commis l’erreur, en tant qu’entreprise active sur le plan social, d’entrer en concurrence ni en opposition avec l’économie et le marché. Au contraire: d’emblée, le concept d’«Intégration pour tous» consistait à favoriser la réinsertion du plus grand nombre de personnes possible en collaboration étroite avec le milieu des employeurs. Cette idée s’est révélée convaincante, car ce modèle profite à tous ceux qui y participent. Grâce à IPT, de nombreuses personnes retrouvent un accès au monde du travail. Au bout d’un an, 75 % des personnes placées sont encore en emploi – et au bout de deux ans, ce taux s’élève encore à 70 %. Ce succès est bien plus important que celui d’autres institutions, et montre à quel point IPT accomplit sa mission avec sérieux – y compris en collaboration étroite avec des médecins et d’autres spécialistes. Les entreprises qui collaborent avec IPT trouvent par ce biais du personnel motivé. Enfin, le travail d’IPT est bien entendu aussi d’un grand bénéfice pour la société, c'est-à-dire pour nous tous, puisqu’il contribue à réduire nettement et durablement les coûts des charges sociales et de l’aide sociale.
André Hoffmann
www.fondation-ipt.ch »
Stiftung für Arbeit, St. Gallen
Marktwirtschaftlich geführte Sozialfirmen als Chance
Manchmal hat man Glück im Leben: Nur wenige Tage, bevor ich den Text für diese Laudatio zu schreiben hatte, schreiben durfte, erschien das Buch. Unter dem Titel „Sozialfirmen: Plädoyer für eine unternehmerische Arbeitsintegration“ beschreiben darin Daniela Merz und Lynn Blattmann nicht nur den Weg der St. Galler Stiftung für Arbeit zur heutigen Dock-Gruppe, die in vier Tochterfirmen in St. Gallen, Arbon, Zürich und Winterthur über 700 Menschen beschäftigt und damit zu den wichtigsten Trägern der Arbeitsintegration in der deutschen Schweiz gehört. Nein, sie definieren in diesem Buch auch klar und eindeutig, mit welcher Unternehmensphilosophie sie die Stiftung für Arbeit zum Erfolg geführt haben. Ich zitiere: „Um den Herausforderungen der Langzeitarbeitslosigkeit sinnvoll begegnen zu können, braucht es Unternehmen, die marktwirtschaftlich ausgerichtet sind und die eine langfristige arbeitgeberische Verantwortung für die langzeitarbeitslose Belegschaft übernehmen können. Dies setzt reelle Kunden und Aufträge voraus. Arbeit, die gebraucht wird, und ein leistungsgerechter Lohn sind wichtige Voraussetzungen für die Stärkung der Eigeninitiative. Diese soll auch der Kernpunkt einer Sozialfirma sein, wie wir sie propagieren.“
Diesen Aussagen kann ich mich vollumfänglich anschliessen. Sie fassen das zusammen, was ich in meiner langjährigen Tätigkeit für die Sozialhilfe, aber auch in den Leitungsgremien verschiedener Stiftungen in der Praxis erlebt habe.
Respekt, Frau Merz! Respekt für die beeindruckende Leistung, die Sie, Ihre Geschäftsleitung und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erbringen. Ihr unternehmerisches Handeln, Ihr sozialpolitisches Credo, Ihr Mut und Leistungswille: dies alles ist bemerkens- und bewundernswert. Ich freue mich darum auch persönlich, dass die Stiftung Arbeit zu den ersten Preisträgern unserer, „meiner“ Stiftung gehört. Die Dock-Gruppe verkörpert auf besondere Weise den Grundsatz, der mich seit drei Jahrzehnten dazu antreibt, selber sozialpolitisch tätig zu sein: Es genügt nicht, soziale Probleme zur Kenntnis zu nehmen und zu bedauern. Es braucht – vorzugsweise – private Eigeninitiative, klare Visionen und vor allem Hartnäckigkeit, bei allen Widerständen nach praktischen Lösungen zu suchen und diese auch umzusetzen. Dass es sich bei solchem Handeln immer um den berühmten „Tropfen auf den heissen Stein“ handelt, darf uns davon nicht abhalten, im Gegenteil. Vor allem dann, wenn es sich – wie im Beispiel der Stiftung für Arbeit – bereits um einen beachtlich grossen Tropfen handelt.
Urs Lauffer
www.stiftungfuerarbeit.ch »
Paradies-Stiftung für soziale Innovation · Stampfenbachstrasse 125 · 8006 Zürich
Telefon: 044 254 60 34 · info@paradies-stiftung.ch